Meine seltsame Mitbewohnerin findet immer wieder skurrile Wege, ihr trostloses Dasein zu erhellen und meines zu amüsieren. Jüngst hat sie wieder etwas Neues für sich entdeckt: Yoga.
Da wechselt sie von der Kobra in die Raupe, verrenkt sich in Baum und Kuh bis in den Frosch.
Eine eigene Terrasse macht glücklich. Ein Platz, frei von Postboten, Müllmännern, Nachbarn im speziellen und allgemeinen, kleinen Kindern mit Patschhänden, Zeitungsausträgern, Verwandten, Bekannten oder sonstigen Freunden der Familie. Und in jedem Fall frei von felligen Nachbarskatzen, mit schwarzweißem Keilgesicht.
Wie Sie ja wissen, bin ich vor kurzem umgezogen worden. Na ja, vielleicht bin ich sogar ein wenig ungezogen geworden, aber kann mir das einer verdenken? Ich musste in den letzten Wochen eine tierisch neue Infrastruktur aufbauen, was mich nicht gerade philanthropischer gemacht hat. Veränderung mag ja gut sein, nicht aber für mich!
Nennen Sie mich naiv, aber ich habe es tatsächlich erst gemerkt, als ich meine seltsame Mitbewohnerin am Telefon sagen hörte: „…ich glaube, es wird leichter, das Klavier zu siedeln als Felice!“
Na bumm! Meine Nackenhaare begannen langsam gen Himmel zu starten. Siedeln? Umziehen? Wohnungswechsel? Das war das hässlichste, was ich je aus ihrem Mund vernommen hatte. Pfui!
Es gibt einige Begebenheiten im Leben einer Katze, die ihren Tagesrhythmus gehörig durcheinanderbringen. Wie etwa das Anlegen eines Zeckenbandes oder das Auftauchen einer neuen Mietze in der Straße, beides komplett unnötig!
Unlängst sah ich Jimmy von Gegenüber auf seiner ausgefransten Kindermatratze liegen. Faul und gemütlich. Aber es war Vormittag, normalerweise Jimmys Kampfzeit! Nachdem ich mich unter sein Gartentor durchgequetscht hatte, fragte ich ihn, warum er denn nicht schon längst auf Mäusepatrouille sei.
Kürzlich eröffnete meine seltsame Mitbewohnerin ein Gespräch mit den Worten: „Felice, es wird mal wieder Zeit….“
So schnell konnte die Katzentüre gar nicht auf und zu schwingen, dass ich nicht bereits die Katzentreppe runter gehoppelt war und das Weite gesucht hatte. Denn Sätze, die so beginnen, verheißen niemals, ich wiederhole NIEMALS, etwas Gutes.
Und Schuld daran sind nur die doofen Telemietzen, so nennen wir in meiner Welt jene hochfrisierten, geschleckten Exemplare, denen völlig das Schamgefühl fehlt und die sich medial prostituieren und damit den gesamten Katzenruf weltweit diskreditieren. Jawohl!
Letztens war mir langweilig und ich hatte Hunger, außerdem war ich zickig drauf. Dann saß auch noch meine Mitbewohnerin in meiner Couchmulde und schrieb etwas in ein Heft. Ich sprang zu ihr hoch und versuchte, mich mittig aufs Papier zu legen. Sie schob mich leicht zur Seite und sagte: „Nicht jetzt Felice, ich schreibe gerade meine Wünsche und Ziele fürs kommende Jahr auf.“
Eigentlich leben wir Katzen hier in unserer Straße in recht gutem Einvernehmen. Ganz unten bei der Straßeneinfahrt lebt ein eitler Siamkater, der sich mordsmäßig was einbildet, weil er eine RASSEKATZE ist. Ich bin auch Rassekatze, für manchen vielleicht mehr Katze als Rasse, aber egal.
Für nachfolgende Überlegungen war Schreibselbraut wieder Ghostwriter ihrer Katze Felice. Diese sind auch in der Ausgabe 4/2012 des Magazins all4pets (www.all4pets.at) erschienen.