Die Katzenüberlegungen erscheinen als regelmäßige Glosse („Katzenjammer“) im Magazin all4pets, aktuelle Ausgabe 4/2015 (www.all4pets.at).
Für alle, die mich nicht kennen: Ich verachte Katzenspielzeug! Diese lächerlichen Kleintierattrappen, denen nur gehirnamputierte Katzen etwas abgewinnen können. Es ist peinlich mit anzusehen, wie sich meine Artgenossen in beschämender Weise von dieser Spaßfassade täuschen lassen.
Und dann kam Trixie.
Eines Abends hatte eine seltsame Freundin meiner seltsamen Mitbewohnerin ein graues Etwas als Einschmeichelgeschenk für mich dagelassen.
Nach einer Stunde, in der ich das DING ab und an beobachtet hatte, sprang ich von der Couch und betrachtete es näher. Es handelte sich um ein graubraunes Wollfilzdingsbums mit schwarzen Kugelaugen, einem Fadenschweif und klitzekleinen Beinchen. Und für all jene, die bei der IQ Vergabe am Klo waren, stand an einem kleinen Etikett an der Unterseite geschrieben „Mouse“. Also Maus. Wie Ratte. Und daneben stand „Trixie“.
Hahahahaha! Verächtlich ließ ich das Ding links liegen und ging was futtern, danach schlief ich ein wenig. Später zog ich meine gewohnten Runden durch die Wohnung, die Nacht war ja noch jung. Beim Ding blieb ich stehen, mir schien, es hatte sich bewegt. Ich schnüffelte ein wenig, hm, es roch gar nicht so schlecht, irgendwie vertraut, gar nicht nach Maus.
Und dann beging ich einen massiven Fehler: Ich betatschte es. Und wie es eine Katzenpfote so an sich hat, blieb eine der grauen Fasern an meinen Krallen hängen. Ich versuchte es abzuschütteln, aber es hing dran. Schließlich warf ich es in die Luft. Es machte einen Salto und blieb neben mir liegen. Ich berührte es erneut, das konnte doch nicht alles gewesen sein. So matchten wir uns durch die Wohnung. Tatsächlich war Trixie kein Spielverderber.
Erschöpft blieb ich vor dem Bücherregal stehen, das kleine Biest hatte sich darunter versteckt. Ich wartete. Schließlich fummelte ich mit der rechten Pfote unter das Regal, aber Trixie hielt sich im Hintergrund, was für ein schlaues Ding. Ich presste meinen Oberkörper flach auf den glatten Boden wie ein zermatschter Obstkuchen und versuchte mich unter den Verschlag zu quetschen. Endlich hatte ich sie und zog sie raus, aber sie war schnell wie der Wind, ein Pfotenhieb und sie war mir schon wieder Lichtjahre voraus. Irgendwann nahm ich sie ins Maul und lies sie nicht mehr los bis ich einschlief.
Am nächsten Tag erwachte ich frisch und voller Tatendrang. Trixie lag etwas abseits. Wie war sie bloß dahin gekommen? Ich packte sie und zeigte ihr meine Welt. Meines Erachtens nach war sie etwas zu uninteressiert, andererseits war sie wohl anspruchslosere Gefilde gewöhnt.
Nun ja, so verbrachten wir die nächsten Tage. Mittlerweile hing eines ihrer Augen etwas nach vorne, wodurch sie ein wenig einfältig wirkte. Am Bauch war ihr die Naht aufgegangen und weißes Flies kam zum Vorschein. Glücklicherweise legte Trixie keinen Wert auf Äußerlichkeiten.
Eines Morgens erwachte ich und sie war nicht an ihrem Platz. In der Nacht zuvor waren wir im Streit auseinander gegangen, weil ich sie nicht mehr über die Stiegen jagen wollte, ich hatte sie auf der dritten Treppe liegen lassen und war ins Badezimmer schlafen gegangen. Und als ich aufwachte war sie weg. Ich suchte an all ihren Lieblingsplätzen, aber sie war unauffindbar. Da sah ich in der Ecke einen halb geöffneten Plastiksack lehnen. Vollgestopft mit altem Krimskrams. Dazwischen sah ich Trixies Schweif herausstehen, oder die Fäden, die ihn ausmachen sollten. Hatte sie etwa aus Gram den Freitod gewählt? Trixie!!!! Aber vielleicht meinte auch meine Mitbewohnerin, Trixie…gehöre… in… den… Müll??? Ich stürzte auf den Sack zu, worauf dieser umfiel und Trixie unter sich begrub. Mit meinen Zähnen konnte ich sie gerade noch am herabhängenden Auge herausziehen. Pfuhh, geschafft.
Meine seltsame Mitbewohnerin kommentierte meine Aktion mit den hämischen Worten: „Hahaha, Felice, Katzenspielzeug?“
Entrüstet packte ich Trixie und lief hinter das Coucheck. „Entschuldige“, flüsterte ich, „sie ist nicht ganz bei Trost!“ Vorsichtig schleckte ich ihr übers demolierte Auge.
Und für alle, die mich kennen: Trixie ist kein Spielzeug, Trixie ist ein Spielgefährte!
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