Für nachfolgende Überlegungen war Schreibselbraut wieder Ghostwriter ihrer Katze Felice. Diese sind auch in der Ausgabe 4/2012 des Magazins all4pets (www.all4pets.at) erschienen.
Ich habe es geahnt! Schon als ich sämtliche Kosmetikflaschen meiner Mitbewohnerin am Küchentisch stehen sah, habe ich es geahnt. Bis in die Spitzen meiner Schnurrhaare hab ich es gefühlt, dass da was im Busch ist. Als ich sie dann mit dem Riesenkoffer über den von mir zerkratzen Teil des Teppichs schleichen sah, war alles klar! Sie hat sich zu mir gebeugt, mir über den Kopf gestreichelt und gesagt: „Mach‘s gut, mein Moppelchen, bis in zwei Wochen“.
Meine Mitbewohnerin ließ mich doch tatsächlich hier zurück, komplett alleine! Und das auch noch für zwei Wochen. Rechnen Sie das mal sieben, dann wissen Sie, wie lange das für uns Katzen ist! Als sie weg war, wollte ich irgendwas zerkratzen oder zerfetzen. Ich war sogar geneigt, eine Maus zu fangen und sie genau dort zu platzieren, wo meine Mitbewohnerin mit Sicherheit hineintreten würde, wenn sie wieder kam. Wenn sie jemals wieder kam! Aber mir ekelt es vor Mäusen, vor allem vor toten, und außerdem hätte die Maus während der nächsten zwei Wochen die ganze Wohnung verpestet und die einzig Leidtragende wäre ich gewesen. Denn vor verwesenden Mäusen graut mir noch mehr. Jimmy von Gegenüber hat damit kein Problem. Wenn‘s gut geht, bringt er seiner Mitbewohnerin auch mal drei Stück am Tag nach Hause. Aber er jausnet sie komplett auf, das bringt Pluspunkte bei ihr.
Abends kam dann Jimmys Mitbewohnerin und befüllte meine Katzenschüssel. Normalerweise fauche ich sie an. Wenn ich gut d‘rauf bin, ignoriere ich sie. Ich mag sie nicht, sie riecht so komisch, irgendwie nach …Jimmy! Aber diesmal ließ ich mich von ihr streicheln, sie war hocherfreut. Wie leicht es doch ist, die nach Zuwendung lechzenden Menschen mit einer guten Portion Unterwürfigkeit, die aus Verzweiflung entsteht, glücklich zu machen.
Nachts rollte ich mich auf dem Bett zusammen, aber ich konnte ohne das sanfte Atmen und die leichten Bewegungen unterhalb der Decke nicht einschlafen. Als morgens um exakt 6:45 der Radiowecker NICHT anging, und eine sanfte Hand mich NICHT zum Wachwerden streichelte, NICHT mit mir schimpfte, weil ich die Wasserschüssel als Sprungschanze verwendet hatte, wurde mir leicht trübe um mein kleines Katzenherz. Dann wurde ich wieder wütend! Wie konnte sie nur!
Draußen, sprang ich in eine möglichst schmutzige Pfütze und trabte dann die ganze Wohnung ab. Ich fraß Gras und versuchte mich zentral platziert zu übergeben, was mir auf Kommando allerdings nicht gelang. Im Laufe der nächsten Tage hatte ich die Katzentür zerbrochen, den Vorzimmerteppich verwüstet, täglich den Wassertrog umgeschmissen, Jimmy eingeladen, der mir geholfen hat, den ich sonst aber aus der Wohnung fauche. Ich hätte sogar aufs Bett gepinkelt, aber dazu war ich dann doch zu sehr Katzendame.
Die Tage gingen dahin, bis ich eines Abends ein vertrautes Motorengeräusch hörte. Sie war wieder da, sie war tatsächlich zurückgekehrt! Die Verwüstung tat mir jetzt leid. So vorsichtig wie möglich sprang ich aufs Fensterbrett, um nur ja nichts weiter zu zerstören. Unglücklicherweise befindet sich zwischen Boden und Fenster der Schreibtisch. Ein Wulst aus Papier fiel auf den Boden und verteilte sich dort. Noch gestern hätte ich darüber gejubelt. Zerknirscht und erschrocken wollte ich darüber hinwegspringen, streifte dabei leider den Wassertrog, der sich über den kompletten Küchenboden ergoss. Dummerweise hatte ich Stunden zuvor die Zimmerpalme ausgegraben, daher waren meine Pfotenspuren am nassen Boden nur allzu sichtbar. Statt zur Tür zu laufen, wie ich es vorgehabt hatte, verkroch ich mich unter dem Couchtisch. Ich hörte den Schlüssel im Schloss, dann leise Schritte und die vertraute Stimme: „Hui, was war denn hier schon wieder los?“ Dann entdeckte sie mich. „Na komm, Felice, beleidigt? Dann sind wir jetzt wohl quitt!“ Ich glaube, eines sollten Sie nach dem Urlaub bei uns Katzen richtig einschätzen: Wir sind nicht beleidigt, wir schämen uns!
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Ich habe das unvorstellbare Glück tatsächlich als Dosenöffner und Freizeitbetreuer der Katze meines Göttergatten herhalten zu dürfen. Zu diesem Individuum und seine ausgeprägten Launen – die er theatralisch der gesamten Bevölkerung mitteilt – fallen mir mehrere beschreibende Worte ein. Aber einer Tatsache bin ich mir völlig sicher: Eure königliche Hohheit Melivn von und zu Flein würde sich niemals, tatsächlich unter keinen Umständen für seine Handlungen schämen. So spiegeln sie seiner Meinung nach doch letztendlich nur wider, wie unvorstellbar dilettantisch ich mich anstelle.